Stefan Pierer spricht in einem Interview über die Zukunft der Marken KTM, Husqvarna und GasGas, über Modelle und Motoren der nächsten Jahre.
Erfrischend klar antwortet Stefan Pierer, Chef von KTM, Husqvarna und GasGas auf Fragen. MOTORRAD fasst die wichtigsten Passagen zu den Marken, Modellen, Motoren und Montagewerken zusammen. Das komplette Interview könnt ihr in MOTORRAD 08/2023 ab dem 31.03. lesen.
Stefan Pierer skizziert die nähere Zukunft von KTM folgendermaßen: Am Stammwerk in Mattighofen werden zukünftig nur noch die V2-Modelle gebaut. Also die Super Dukes und Super Adventures mit 1.301 Kubik, von Pierer als Premium-Modelle betitelt. Über die Zukunft des technisch ähnlich aufwändigen großen Einzylinders der 690er-Reihe äußerte der KTM-Chef sich nicht.
Die aktuellen Reihenmotoren und die Baureihen 790 und 890 werden im nächsten Schritt komplett von CFMoto in China im neuen Werk in Hangzhou gefertigt.
In 2 Jahren schon soll der verkleinerte 790er-LC8c-Motor mit 690 oder 650 Kubik allein für den indischen Markt bei und von Bajaj gebaut werden, mitsamt den Motorrädern. Zudem, wie gehabt, die Einzylinder und Modelle von 125 bis 390.
Dazu hat Pierer 2 gute Nachrichten: Es wird eine völlig neue RC 390 kommen. Und der Supersportler mit Twin, die RC 890 kommt 2025.
Konkret über die Zukunft von Husqvarna und künftige Modelle sagt Stefan Pierer als "Alpha-Husky" fast nichts. Lediglich, dass die Produktion der Reihenmotor-Modelle, aktuell die Enduro Norden 901, komplett nach China verlagert wird. Wie bei KTM.
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Die jüngste Tochter der Gruppe, GasGas, erhält von Chef Pierer im Interview etwas mehr Aufmerksamkeit. Dabei räumt er sogar Fehler ein. Das schnelle Pushen der spanischen Marke durch das Umgestalten der kompletten Enduro-,Cross- und Supermoto-Reihe von KTM/Husqvarna habe eher Konkurrenz erzeugt. Daher wird GasGas kurzfristig neue Supermotos und Naked Bikes zeigen und mit Zweizylindern aufwarten.
,Angesprochen auf die Elektromobilität antwortet Pierer in bekannter Manier: Alles über 11 Kilowatt Leistung und 48 Volt wird es nicht geben, und selbst dem bereits gezeigten E-Roller von Husqvarna erteilt er eine Absage. Gegen große Elektromotorräder teilt er wie gewohnt aus: "... Das ist alles Blödsinn!".
,Keine Überraschung ist, dass Pierer dem Thema E-Fuel oder synthetischen Kraftstoffen zur Vermeidung von Treibhausgasen offen gegenübersteht. Er lobt die Technologieoffenheit deutscher und italienischer Minister in jüngster Vergangenheit. Dem vermeintlich hohen Literpreis stellt er die im Schnitt geringe Kilometerleistung in Mitteleuropa gegenüber, betitelt E-Fuel als die perfekte Lösung und weiß: "... – richtige Motorradfahrer kaufen keine Elektromaschinen."
Dem derzeit trendigen Thema reinen Wasserstoff zu tanken erteilt er indirekt eine Absage, da die nötige Infrastruktur und Technik zu kompliziert und teuer wäre.
,Seit einigen Wochen ist klar: KTM wird die geplanten neuen Twins mit um die 500 Kubik nicht bringen, sondern auf den bereits erwähnten verkleinerten 790er-Motor für den indischen Markt setzen.
,Seit 2013 führen KTM und CFMoto ein Joint Venture, in dem CFMoto die Mittelklasse von KTM baut und Technik von KTM für eigene Produkte nutzen darf. Diese Partnerschaft wird mit dem Bau eines neuen Werks für 50.000 Motorräder pro Jahr erweitert. Über die Zusammenarbeit mit den chinesischen Kopier-Königen, wie Pierer sie selbst nennt, berichtet er: "Wer heute geistiges Eigentum nach China mitbringt, der muss zuvor ein Preisschild draufkleben."
Im selben Atemzug ist der KTM-Chef beeindruckt, in welcher Geschwindigkeit CFMoto hohe Fertigungsstandards erreichen konnte, Lieferketten stabil gebaut hat – und wie schnell sie dabei sind, sich fremde Technik per Kopie zu eigen zu machen.
Die jüngst mit KTM in Verbindung gebrachten Entwicklungen für V4- und V2-Motoren von CFMoto kommentiert er mit: "Ich habe keine Ahnung, wo sie diese Modelle herhaben – von uns nicht."
,Noch früher als die Bande mit CFMoto knüpfte KTM welche mit dem indischen Hersteller Bajaj. Seit 2007 wird kooperiert. Die 125er- und 390er-Modelle kommen komplett aus Indien, und kürzlich lief das millionste Exemplar vom Band. Diese Zusammenarbeit will Stefan Pierer ausbauen und eine neue Modellpalette nur für Indien um den verkleinerten Twin herum aufbauen. Und selbst die Zusammenarbeit von Bajaj und Triumph begrüßt er als willkommene Konkurrenz.
,Ebenfalls recht offen spricht Pierer im Interview über Expansionspläne für KTM: Er erwähnt im Kontext der indischen neuen Modelle die Länder Nepal, Sri Lanka und Indonesien und möchte die Variablen der Märkte noch prüfen. Weiterhin fällt zusammen mit der indischen Produktion das Wort Australien. Angesprochen auf die Märkte in Südamerika erteilt Pierer keine generelle Absage.
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