OSV 40 WIRD 50 JAHRE: DAS OPEL SAFETY VEHICLE IM RüCKBLICK

Wegbereiter auf Basis des Kadett C in Sachen Sicherheit für Serienmodelle ...

Opel war Anfang der 1970er-Jahre nicht ohne Grund Deutschlands erfolgreichster Autobauer mit teils 20 Prozent Marktanteil. Während derzeit die Hersteller der Welt eifrig Sicherheitssysteme nachrüsten, setzten die Rüsselsheimer damals schon früh auf den Sicherheitsaspekt beim Autofahren.

So geschah es bereits 1973, dass all ihre Modelle mit Sicherheitsgurten ausgestattet wurden – drei Jahre, bevor eine allgemeine Pflicht in Kraft trat. 1989 wurden Seitenaufprallschutz, Stützrampen in den Sitzen und Gurtstraffer eingeführt. Nicht verwunderlich als, das ein Spezialfahrzeug zur Erprobung der Sicherheit bereits 50 Jahre alt wird.

1974 bringt das Opel Safety Vehicle den Sicherheitsstein ins Rollen – oder vielmehr das Blech zum Knautschen. Denn in diesem Jahr übersteht die seriennahe Studie auf Basis des Kadett C einen Frontalaufprall mit 40 Meilen pro Stunde (65 km/h). Und warum jetzt die 40 mph? Genau die gaben dem Versuchsfahrzeug seinen Namen: OSV 40. 

Wenn ich also das nächste Mal bei 30 km/h vom Fahrrad fliege und das unversehrt überstehe: hängen Sie gerne einfach eine 30 hinter meinen Namen. 

Zurück zum OSV 40. Der wird vor 50 Jahren auf der internationalen ESV-Konferenz (International Technical Conference on the Enhanced Safety of Vehicles) in London vorgestellt. Zum Glück gibt es Abkürzungen. Damit zeigt Opel, wie deren Vorstellung von einem sicheren Kompaktwagen aussehen würde. Und das ist noch immer leicht. Ganze 960 Kilogramm bringt es auf die Waage.

Die Grenze zu einer Tonne bricht Opel mit einem Optimum an passiver Sicherheit dennoch nicht und das Versprechen der Rüsselsheimer, ein Kompakter könne genauso sicher sein wie ein Großer, steht. Bei besagten 65-km/h-Frontalaufprall war der OSC-40-Kadett C zwar einen halben Meter kürzer, alle Türen ließen sich jedoch ohne Zuhilfenahme von Werkzeugen öffnen. Energie umgewandelt, Insassen können befreit werden. So ist's richtig.

Opel

Opel Safety Vehicle (1974)

Ob Heckaufprall, seitlicher Einschlag oder Überschlagstest, um die 50 km/h – die verformte Kiste machte stets einen guten Eindruck. Eine stoßabsorbierende Sicherheitslenkung, Knautschzonen an Front und Heck sowie eine Sicherheitszelle für den Fahrgastraum kann der frühe Sicherheitsfanatiker ebenfalls bieten. Anders als seine damaligen Kollegen, die auf massive BlingBling-Chromstoßstangen setzen, kommt der OSV 40 schon 1974 mit absorbierende Eigenschaften und Stoßfänger mit Polyurethan-(PU)-Schaum-Füllung daher.

Ganz schön fortschrittlich für die 1970er-Jahre. Aber Moment, es geht noch weiter: Schaumgefüllte Längsträger an der Front lassen bei Aufprallgeschwindigkeiten von mehr als acht km/h eine kontrollierte Verformung zu. Darunter verhindert die Schaumstruktur gar eine bleibende Deformation. Eine Vorstufe zum selbstreparierenden Stoßfänger war geboren.

Die damaligen Opelaner lieben den Schaum so sehr, dass sie ihn gleich noch in die Hohlräume der Schweller für bessere Seitenaufpralleigenschaften füllen. Eine Idee, die später bei nicht wenigen Opel für korrosive Freuden sorgt.

Opel

Opel Safety Vehicle (1974)

Verstärkte Dachholme und eine verklebte Frontscheibe aus Verbundglas tragen beim OSV 40 zur Steifigkeit bei und erhöhen die Stabilität. Noch bis in die frühen 1990er-Jahre wurden viele Front- und Heckscheiben mit Gummis eingezogen. In Europa war der Audi 100 C2 von 1976 das erste Auto mit verklebter Verglasung. Da hat der OSV 40 wohl nicht ganz so schnell gezündet.

Die Polyurethan-Schaum-Liebe geht auch im Innenraum weiter: Zwei Zentimeter von dem Zeug liegen auf den Oberflächen, mit denen Insassen in Berührung kommen könnten. Die Lenkung besitzt ein zusätzliches Schiebestück zum Absorbieren eines Aufpralls.

Und jetzt sind wir fast wieder bei den heutigen Assistenzsystemen angekommen. Der OSV 40 kommt mit einem zentralen Warnsystem von Hella mit elf Funktionen. Etwaige Fehler werden durch das Aufleuchten von Warnlampen angezeigt. Vier zusätzliche Leuchten hinter der Heckscheibe warnen bei einer Notbremsungen.

Weiteres zur Opel-Geschichte:

Kommt ihnen bekannt vor? Leuchtweitenregulierung, einen zweigeteilten Rückspiegel, verbreiterte Vordersitze, seitliche Abstützungen in der Mitte und minimalistisch ausgeführte Kopfstützen für gute Rücksicht gibt's on Top.

Mit den Gurten fing es an, mit den Gurten beenden wir den kleinen Sicherheitsausflug in das Opel Safety Vehicle auch wieder. Ein Rückhaltsystem aus Gurten für die Köpfe der Rückbänkler legt bei einem Heckaufprall Gurtbänder an die Köpfe der Passagiere und fängt diese weich auf. Klingt ein wenig creepy, bei dieser Beschreibung sieht man heute wohl eher abgetrennte Köpfe statt Sicherheit. Achso, den Dreipunktgurt bot der OSV 40 auf allen vier Plätzen – natürlich mit automatischem Gurtstraffer. Versteht sich von selbst.

Source: Opel

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