SKODA KAROQ 2.0 TDI 4X4 (2023) IM TEST: DIESEL TRIFFT ALLRAD

Seit der Markteinführung im Jahr 2017 konnte Skoda vom Karoq in Deutschland knapp 120.000 Einheiten absetzen. Dem Kompakt-SUV kann man also durchaus eine gewisse Beliebtheit nachsagen. Und damit das so bleibt, spendierte der Hersteller Ende 2021 ein Facelift, welches allerdings nichts unter der Haube änderte. Heißt: Ein 150 PS starker Diesel und ein optionaler (echter) Allradantrieb sind weiterhin im Programm. Macht das noch Sinn? Test!

Was ist das?

Der Skoda Karoq ist die tschechische MQB-A1-Verwandtschaft des VW T-Roc, des Audi Q2 und des Seat Ateca. Mit einer Länge von 4,39 Metern, einer Breite von 1,84 Metern und einer Höhe von 1,60 Metern sprechen wir hier vom Herzen des C-Segments. Und beim Blick auf die hauseigene Konkurrenz ist er außerdem die größte Kompakt-SUV-Ausgeburt auf der oben genannten Plattform.

Trotz des Facelifts ist der Karoq aber mittlerweile eher ein Auto der alten Schule. Im Zuge der Überarbeitung gab es zwar schickere Lampen (Matrix-LED-Scheinwerfer vorne, LED-Rückleuchten hinten), veränderte Schürzen und Aero-Felgen, die zusammen mit der geänderten Heckpartie den cW-Wert etwas verbessern, aber Mild-, Voll- oder gar Plug-in-Hybrid-Antriebe scheinen in dieser Fahrzeuggeneration noch nicht vorgesehen gewesen zu sein. 

Und so wird der Skoda Karoq – wenn wir unseren Horizont auf außerhalb des Konzern-Universums erweitern – bereits jetzt zu einem regelrechten Unikum. Während andere Hersteller beim Einsatz von reinen Verbrennungsmotoren höchstens noch Benziner verbauen, wird darüber hinaus meistens schon fleißig elektrifiziert. Auch wenn es nur 48-Volt-MHEV-Systeme sind. Ohne zumindest ein bisschen Strom fährt heute fast kein Kompakt-SUV mehr durch die Gegend.

Unser Testwagen? Noch spezieller! Er wird nämlich von einem 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel angetrieben, der 150 PS leistet, 360 Newtonmeter entwickelt und der über ein 7-Gang-DSG einen Allradantrieb bedient. Und zwar einen mechanischen Allradantrieb. Kein reiner Frontantrieb, keine elektrisch zuschaltbare Hinterachse oder sowas. Hier wird vom Getriebe noch eine echte Antriebswelle an die hinteren Räder verlegt.

Wie fährt er sich?

Kurz und knapp? Der Skoda Karoq fährt sich so unauffällig wie er aussieht und ist damit perfekt geeignet, um so ziemlich jedem Geschmack der durchschnittlichen C-Segment-SUV-Kundschaft zu gefallen.

Richtig fordern sollten Sie den 150-PS-Diesel jedenfalls nicht. Am wohlsten fühlt er sich irgendwo zwischen 2.200 und 3.500 U/min. Darüber und darunter wirkt er angesichts der rund 1,7 Tonnen Leergewicht relativ schlapp und träge. Wenn man es dann aber doch mal wissen will, werden die Anfahrschwäche und der Leistungsmangel im oberen Drehzahlbereich aber recht gut von dem zackigen 7-Gang-DSG und der allradigen Kraftübertragung auf den Asphalt überspielt.

Feinheiten beim Antrieb und der durchschnittlich-ihre-Arbeit-machenden Lenkung lassen sich dann noch über den Fahrmodi-Schalter einstellen. Genauso wie beim Fahrwerk – wenn das DCC mit an Bord ist. Bei uns ist es an Bord. Aber die Feinheiten sind durch die Bank weg so dezent, dass es selbst uns schwerfällt, einen Unterschied zwischen beispielsweise "Comfort" oder "Sport" herauszufühlen.

Nett ist allerdings die Eco-Funktion, die den Motor bei Gaswegnahme vom restlichen Antriebsstrang entkoppelt und so ein Segelmodus möglich macht. Dann schleppt man das Zusatzgewicht des Allrads nämlich nicht mehr mit sich rum, sondern nutzt die auf Tempo gebrachte träge Masse, um viel Geschwindigkeit mitnehmen zu können.

So fahren wir – ohne uns viel Gedanken über den Verbrauch zu machen – einen Durchschnittswert von 6,1 l/100km raus. Eine 5 vor dem Komma sollte also mit nur einem Hauch von Ambitionen möglich sein. Und wer es wissen will, schafft sicher auch 4,x Liter.

Wie ist der Innenraum?

Pragmatisch. Gut verarbeitet, aber eben nicht übertrieben wertig. Aber das ist okay und passt durchaus zum Karoq. In einem T-Roc ist es ähnlich, stört aber deutlich mehr. Der Skoda will eben weniger Lifestyle-Vehikel sein.

Was sich ebenfalls ganz gut in dem Fahrzeug macht, ist der fast schon antik wirkende Gangwahlhebel. Es ist gewaltig und verfügt über ein 4x4-Logo. Auch gut für Traditionalisten: Die umfangreiche Auswahl an Knöpfen und Schaltern. Ja ... der Karoq ist noch ein Auto, das man ziemlich gut bedienen kann und man eigentlich wirklich alles einstellen kann, ohne mit den Fingern auch nur in die Nähe des bis zu 9,2 Zoll großen Touchscreens in der Mittelkonsole zu kommen.

Seit dem Facelift übrigens neu und stets serienmäßig: Das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad. In den niedrigeren Ausstattungslinien misst es 8,0 Zoll, in unserem Testwagen ist das System mit 10,25 Zoll in der Diagonalen verbaut. Es ist schön übersichtlich und mit etwas Geduld lässt sich auch eine Darstellung finden, die alle relevanten und persönlich wichtigen Daten visualisiert sowie gut dabei aussieht.

Was ist uns sonst noch aufgefallen?

Bei dem Eiskratzer in der Tankklappe, den Tablet-Haltern an den Rückenlehnen der ersten Reihe oder dem kleinen Mülleimer machen wir gerne einen Lohnenswert-Haken dran. Die restlichen Features, die Skoda unter "Simply Clever" zusammenfasst, würden wir aber eher als "normale" Ausstattungsmerkmale begreifen.

Und was wir gar nicht clever finden, ist, dass sich die Rücksitze nicht aus dem Kofferraum heraus umlegen lassen und wir keine ebene Ladefläche erhalten. Es passen zwar auch so schon 521 Liter hinter die Rückbank, aber beim wöchentlichen Baumarkt- oder Wertstoffhof-Besuch kann das schon nerven.

Beim Thema Konnektivität kann der Karoq dann aber punkten. Die kabellose Verbindung via Apple CarPlay oder Android Auto funktioniert nämlich reibungslos und alles aktiviert sich automatisch nach dem Einsteigen. Wenn Sie allerdings ein etwas kleineres Smartphone besitzen, werden Sie nicht viel Spaß an der induktiven Ladeschale haben.

Ein leichter Lastwechsel (egal in welche Richtung) reicht meist aus und das Handy verrutscht in eine nicht mehr akzeptablen Position, der Ladevorgang bricht ab. In dem Fall besser einen der USB-C-Anschlüsse verwenden. Dann halt doch wieder Kabel.

Wo Sie ebenfalls bei einer Probefahrt drauf achten sollten: Die Scheibenwischer unserer Testwagens benötigten eine ordentlich regennasse Scheibe, bevor sie geräuschlos über das Glas gleiten konnten und von der A-Säule auf der Beifahrerseite aus konnten wir leichtes Windpfeifen wahrnehmen. Schon auf der Landstraße.

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Alle folgenden Informationen beziehen sich auf den aktuellen Stand im Konfigurator und nicht auf die Infos in irgendeiner Preisliste. Um also überhaupt einen Skoda Karoq vom Händlerhof holen zu können, sind mindestens 34.020 Euro nötig. Dann fehlt aber doch das eine oder andere Ausstattungsfeature und unter der Haube arbeitet ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 150 PS. 7-Gang-DSG oder Allrad? Fehlanzeige. Gegen 1.990 Euro Aufpreis fliegt aber zumindest das 6-Gang-Schaltgetriebe raus.

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Wenn es ein Diesel sein soll, sind mindestens 35.090 Euro nötig. Dann aber ebenfalls ohne Allrad und DSG. Und mit lediglich 115 PS. Wenn es die gefahrenen 150 PS sein sollen, steigt der Preis gleich auf 41.790 Euro. Der 4x4-Antrieb und das automatische 7-Gang-Getriebe sind dann aber auch schon mit im Paket drin. Bisschen starr, diese Angebotsstruktur.

Und kostenintensiv, wenn man unbedingt den großen Diesel möchte. Denn selbst dann muss man noch etwas im Konfigurator herumstöbern, Haken setzen und am Ende landet man bei einem sinnvoll ausgestatteten Allrad-Diesel-Karoq für rund 50.000 Euro. Ziemlich viel Geld für einen kompakten Skoda.

Fazit: 7/10 Punkte

Der Skoda Karoq mit großem Diesel, Allrad und 7-Gang-DSG ist schon ein gutes – wenn auch recht teures – Gesamtpaket. Der sparsame Selbstzünder ist dabei immer noch eine gute Wahl, auf den 4x4 könnte man aber in den meisten Fahrsituationen verzichten. Kann man dann aber doch nicht, wenn es 150 PS sein sollen.

Wenn Sie also nicht gerade von Berufswegen aus oft ins Gelände müssen und komfortabel über die Autobahn anreisen wollen oder Sie sich als Außendienstler von Hamburg ins verschneite Voralpenland machen müssen, lohnt vielleicht auch ein Blick auf den kleineren Diesel oder einen Karoq mit Benziner. Hier im Test. Dann wird es auch günstiger.

Skoda Karoq 2.0 TDI 4x4 (110 kW)
Motor1.968 ccm Vierzylinder-Turbodiesel
Getriebeart7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
AntriebAllradantrieb
Leistung110 kW (150 PS) bei 3.000 – 4.200 U/min
Max. Drehmoment360 Nm bei 1.600 – 2.750 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h8,6 s
Höchstgeschwindigkeit201 km/h
Verbrauch5,1 – 6,6 l/100km (WLTP) / ca. 6,1 l/100km (Testverbrauch)
Emission135 – 172 g/km (WLTP)
Länge4.390 mm
Breite1.841 mm
Höhe1.603 mm
Leergewicht1.598 – 1.821 kg
Zuladung301 – 564 kg
Anhängelast2.100 kg (gebremst bei 12 % Steigung)
Anzahl der Sitze5
Kofferraumvolumen521 l
Preis der Testversion41.790 Euro ("Karoq Selection" laut Konfigurator am 15.05.2023)

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