NSU QUICKLY (1953-1966): EINE ZWEIRAD-LEGENDE WIRD 70

Für viele ist sie Kult: "die Quickly". Mit diesem Moped will die Neckarsulmer Traditionsmarke NSU in der beginnenden Wirtschaftswunderzeit Mobilität für jedermann ermöglichen und macht ab 1953 mit dem Werbeslogan "Nicht mehr laufen, Quickly kaufen" den Menschen den Umstieg vom Fahrrad auf motorisierte Fortbewegung schmackhaft. In den folgenden Jahren wird die NSU Quickly in zahlreichen Varianten gebaut und erfreut sich großer Beliebtheit.

In den 1980er Jahren erlebt sie durch die beliebte Fernsehserie "Irgendwie und Sowieso" eine Renaissance: Ottfried Fischer macht als "Sir Quickly" mit weißem Hut und Trenchcoat eine gute Figur und wird durch die nostalgische Bayern-Serie einem bundesweiten Publikum bekannt. Wir werfen einen Blick zurück.

Oktober 1953: In Frankfurt am Main findet die Internationale Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung, kurz IFMA, statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht es in der Bundesrepublik wirtschaftlich wieder aufwärts. Immer mehr Menschen wollen und können sich einen "fahrbaren Untersatz" leisten, wenngleich noch kein Auto, sondern eher Zweiräder mit Motor.

Passend zu diesem Trend präsentieren die Firma NSU aus Neckarsulm auf der Frankfurter Messe ihre Neuentwicklung, die NSU Quickly: ein steuer-, zulassungs- und führerscheinfreies Zweigang-Moped. Erst am 1. Januar 1953 schafft die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese neue Fahrzeuggattung: das motorisierte Zweirad.

Und weil dafür auch ein zeitgemäßer Name her musste, entstand in einem Ideenwettbewerb der Begriff "Moped": aus "MOtorrad" mit "PEDalen". Auf dem Messestand steht neben der NSU Quickly eine große Pappfigur mit der Aufschrift "Sebastian Latsch, der letzte Fußgänger". "Nie mehr zu Fuß gehen, Quickly kaufen" - so lautet folgerichtig der Appell in der NSU-Werbung, der damals zum geflügelten Wort wird: "Wohl dem, der eine Quickly hat".

Die Quickly ergänzt - neben den Motorradtypen Fox, Lux und Max - die NSU-Zweiräderpalette und ersetzt die NSU Quick mit 98 Kubikzentimetern, die von 1936 bis 1953 in Vorkriegstechnik produziert wurde. Wegen der neuen gesetzlichen Einstufung setzt NSU nun auf ein kleineres Einstiegsmodell - und nennt es, abgeleitet von der Quick, Quickly.

Angetrieben wird das Moped von einem 49 Kubikzentimeter großen Zweitaktmotor, der 1,4 PS leistet und eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern ermöglicht. Die neue Quickly in der Zweifarblackierung taubengrau/lichtgrau ist leicht: Sie bringt nur 42 Kilogramm auf die Waage. Der Grundpreis der NSU Quickly beträgt bei der Markteinführung 525 Deutsche Mark und damit etwa das 1,5-fache des damaligen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienstes in der Bundesrepublik. Gepäckträger, Sicherheitsschloss und Luftpumpe kosten noch einmal 15 Mark extra.

Als später weitere Modellvarianten der Quickly hinzukommen, erhält die Basis-Quickly den Zusatz "N". Dass die NSU Quickly für viele der Einstieg in die motorisierte Fortbewegung ist, zeigen auch die Verkaufszahlen: Bereits kurz nach Produktionsbeginn kann NSU die Nachfrage nicht befriedigen, obwohl das Werk die Tagesproduktion kurzfristig auf rund 500 Stück erhöht; später produziert NSU im Schnitt rund 1.000 Quicklys pro Tag.

1957 bringt NSU eine weitere Modellvariante der Quickly auf den Markt - die Quickly Cavallino, ein Name, der "la dolce vita" und italienisches Lebensgefühl verspricht, was sich in der sportlich-eleganten Linienführung mit offenem Rohrahmen und der ausschließlich roten Lackierung widerspiegelt. Stilsicher für den Alltag und stilecht für die Reise ins damalige Sehnsuchtsland der Deutschen, nach Italien - zum Beispiel auf den 1955 gegründeten Campingplatz NSU Lido.

Ob wirklich alle der rund 21.500 Quickly-Cavallino-Käufer den beschwerlichen Weg über die Alpenpässe auf sich genommen haben, ist historisch nicht belegt. 1959 folgt im Quickly-Modellprogramm die Quickly T, die (aber recht teure und eher unpraktische) "Traum"-Quickly - dem Zeitgeschmack entsprechend mit Blechverkleidung, Gebläsekühlung und Hinterradfederung.

Mehr aus der NSU-Historie:

1960 erscheint die sportliche NSU Quickly TT, ein Jahr später ihre Weiterentwicklung mit Kickstarter, die Quickly TT/K. Das Kürzel "TT" wählte NSU in Anlehnung an die Rennerfolge bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man - 1954 hatte die Marke dort in der Leichtgewichtsklasse bis 250 Kubikzentimeter die Plätze 1 bis 4 belegt. Später wird auch ein Auto von NSU so heißen und später ab 1998 der Audi TT.

Mit wachsendem Wohlstand und veränderten Mobilitätsbedürfnissen konzentrierte sich NSU ab Ende der 1950er-Jahre vor allem auf die Automobilproduktion. Prinz statt Quickly lautete nun das Moto auch für viele Kunden. Die Fertigung des sympathischen Mopeds aus Neckarsulm endete 1966 nach rund 1,2 Millionen produzierten Exemplaren.

2023-05-26T15:31:46Z dg43tfdfdgfd